Christian Koder von HAKUMA: „Jetzt beginnt’s erst richtig“
Wenn österreichischer Gründerkosmos zusammenkommt, wird das Gespräch schon mal schnell offen, selbstironisch und nahbar. Daniel Horak, CEO von CONDA Capital Market sprach mit Christian Koder, Gründer des Getränke-Start-ups HAKUMA, in der ersten Folge von Inside CONDA über Zweifel, Tatendrang und Demut.
„Die Idee ist am Wiener Naschmarkt entstanden, in einem kleinen Matcha-Lokal“, erinnert sich Koder. „Ich bin da reingestolpert, ganz zufällig, und habe Matcha – das knallgrüne Pulver aus Japan – entdeckt. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen. So sehr nicht, dass ich zu meinen Freunden gesagt habe: ‚Burschen, wir müssen nach Japan fliegen.‘“ Vier Wochen tauchten sie in die japanische Kultur ein, kamen zurück „voller Euphorie“ – und beschlossen, tatsächlich ein Getränkeunternehmen zu gründen. „Völlig wahnsinnig damals“, lacht Koder rückblickend, „aber wir haben einfach nicht überlegt und einfach gemacht.“
Vom Wohnzimmer in die Regale – und zurück
Die ersten Versuche fanden in der eigenen Küche statt. „Wenn ich heute an das erste Produkt denke, frage ich mich, wie wir davon 300.000 Stück verkaufen konnten. Das war wirklich schlimm“, gibt Koder offen zu und lacht dabei. Aber – und das zieht sich wie ein roter Faden durch das Gespräch – die Euphorie steckte an. „Die Leute haben unsere Begeisterung gespürt und uns das einfach abgekauft. Sie haben geglaubt, dass das was wird.“
Der Weg in den Retail-Markt war steinig. „Wir sind zu einem kleinen Abfüller in Niederösterreich gegangen. Der hat uns ausgelacht. Aber wir haben ihn überredet.“ Aus einer Palette pro Monat wurden bald zehn, dann kam die Drogeriekette dm Österreich als erster großer Handelspartner an Bord. Der Durchbruch war geschafft – zumindest der erste.
„Der Markt ist knallhart“
Was folgt, klingt nach klassischem Start-up-Mythos, wird aber schnell geerdet: „2018 war der erste Punkt, wo wir gesagt haben, da will jemand wirklich größer investieren“, so Koder. Es waren nicht immer die offensichtlichen Erfolge, die das Team trugen. Koder beschreibt, wie viel Gegenwind sie hatten, aber auch: „Immer wieder so kleine Erfolge, die dann größer wurden.“ Die Vision von damals, sagt er, sei im Tun gewachsen: „Wir haben die Marke und die Vision erst im Machen geschliffen.“ Eine Konstante: Das kompromisslose Investment in die Marke. „Unser Budget ist überdimensional in die Marke geflossen. Die Leute haben gefragt, ob das unser Ernst ist. Aber es hat sich richtig angefühlt“, erzählt Koder. Das Bild des HAKUMA-Lastenrads auf der Mariahilfer Straße in Wien wird zu einem Symbol: „Wir haben Hotspots gesucht, haben gesampelt, direktes Feedback bekommen.“ Nicht selten war es Skepsis, die sich in Begeisterung verwandelte. „Eine Dame kam und fragte: Was ist das für grünes Zeug? Wir haben erklärt, dass das Matcha ist, neu interpretiert. Sie ging – und kam später zurück: Das ist ja wirklich gut!“ Dass die ersten Kunden meist Freunde, Familie und kleine Gastronomiebetriebe waren, daraus macht Koder keinen Hehl. „Von zehn Gastronomiebetrieben haben uns neun rausgeworfen. Aber einer hat gesagt: Das ist anders. Und so wurde aus Euphorie Mundpropaganda.“
Qualität, Nachhaltigkeit, Mut zum Fehler
Was bleibt, ist nicht nur die Geschichte eines ungewöhnlichen Getränks, sondern ein unternehmerischer Spirit, der auf Lernbereitschaft, Agilität und Haltung setzt. „Wir setzen auf wahnsinnig hohe Qualität, Bio, 100% pflanzlich. Wir machen alles erst in der Wohnküche, testen selbst, bevor es ins Labor geht“, erklärt Koder. Nachhaltigkeit ist kein Buzzword, sondern gelebte Verantwortung – trotz der Zwänge von Verpackung und Vertrieb: „Wenn es heute eine 100% abbaubare Verpackung gäbe, wären wir die ersten, die sie nutzen. Wir sind bei 70%. Das muss unser Anspruch als Gesellschaft sein.“
Die Frage an Koder, was HAKUMA von anderen unterscheidet? „Man muss sich in diesem Feld einfach bisschen agiler verhalten.“ Mittlerweile ist das Team gewachsen, auch personell gereift. Der Blick geht nach vorn: „Unser Ziel ist es jetzt, eine der führenden Marken im Bereich pflanzlicher, veganer To-go-Alternativen zu werden. In Österreich sind wir profitabel, jetzt folgt die Skalierung nach Deutschland.“ Die Listung bei Budni in Deutschland, die Gespräche mit Edeka – das ist kein leeres Wachstum, sondern solide gebaut auf Profitabilität und dem Willen, Schritt für Schritt zu gehen.
Auch Austrian Airlines ist mittlerweile Kunde: „Wir sind jetzt auf jedem Kurz- und Mittelstreckenflug mit unserer pflanzlichen Kaffeealternative vertreten.“
Warum jetzt finanzieren?
Daniel Horak stellt dann zugleich auch die Frage, warum HAKUMA nun jetzt den Schritt zur Finanzierung wagt? „Wenn Edeka morgen sagt, sie listen uns, dann brauchen wir Kapital, um zu produzieren und vorzufinanzieren. Ohne echten Cash-Polster reinzugehen, wäre naiv – und wir haben gelernt: Naiv wollen wir nicht mehr sein.“ Gleichzeitig geht es um Gemeinschaft: „Was diese Finanzierung von CONDA unterscheidet, ist, dass wir Multiplikatoren haben. Jeder, der investiert, kann unsere Produkte konsumieren, wird Markenbotschafter.“ Die Verantwortung, betont Koder, ist riesig – besonders gegenüber den vielen Kleinanlegern: „Mein größter Anspruch ist, nicht nur HAKUMA zum Erfolg zu führen, sondern auch das Geld der Investoren zu vermehren.“
Hier sehen Sie das komplette Interview aus der Reihe Inside CONDA in voller Länge:
